Exploratives SEO: Wie SEO eine Markt- und Nachfrage­analyse ermöglicht

Was? Ein SEO-Spezialist empfiehlt die Veröffentlichung neuer Inhalte ohne vorherige Keyword-Recherche und SEO-Optimierung? Kaum vorstellbar, aber in bestimmten Fällen wird bewusst für Exploratives SEO entschieden. Wann macht es Sinn und wie hilft das weiter?
Inhalt

Was ist Exploratives SEO?

Exploratives SEO bezieht sich auf eine gezielte SEO-Analyse, bei der fehlende historische SEO-Daten zu monatlichen Suchvolumen durch wissenschaftliche und explorative Methoden gesammelt werden. Häufig kommt diese Methode zum Einsatz, wenn herkömmliche Keyword-Research-Tools keine Daten liefern, sei es aufgrund eines neuen Produkts oder Services, einer Werberichtlinien (z.B. gesundheitliche, politische Themen) oder unvorhersehbarer Themen/Ereignisse, die es so noch nie gab.

Wie funktioniert Exploratives SEO?

Der Prozess beginnt mit der direkten Veröffentlichung von ersten Inhalten auf der eigenen Webseite, ohne die SEO-übliche vorherige Keyword-Recherche. Die SEO-Performance der Inhalte wird über einen bestimmten Zeitraum beobachtet, und erst im zweiten Schritt mit der Google Search Console (GSC) analysiert. Die gesammelten GSC-Daten zeigen die verschiedenen Suchanfragen, zu denen der Inhalt ausgespielt wurde, sowie die Anzahl an Impressionen, welche nun als Grundlage für die Ausarbeitung einer datengetriebenen Content-Strategie und zukünftige Optimierung dienen.

Zur besseren Veranschaulichung möchte ich ein Beispiel aus meiner Erfahrung als SEO-Consultant teilen, das sich mit einem der prägenden Themen der letzten Jahre befasst – dem Coronavirus.

Fallstudie: COVID-19 Content-Hub

Als SEO-Consultant habe ich ein weltweit führendes Medizintechnikunternehmen beraten, das zwei Produktsegmente besitzt, welche von COVID besonders betroffen waren. Neben lebenswichtiger Beatmungsgeräte für Personen mit akuten Atembeschwerden, stellen sie auch Milchpumpen für frische Müttern her, um mit der abgepumpten Muttermilch das Baby immer mit der eigenen Muttermilch zu stillen.

Gemeinsam entwickelten wir in den ersten beiden Monaten der Pandemie ein Konzept für einen Content-Hub, der sich an Ärzte, Pflegepersonal, betroffene Patienten und deren Angehörige richtete. Ziel war es, die wichtigsten Informationen für die erstmalige Einrichtung und Nutzung der Beatmungsgeräte sowie Fakten zur Übertragbarkeit von COVID-Viren in der Muttermilch von offiziellen Stellen wie der World Health Organization (WHO) und den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bereitzustellen.

Zu dieser Zeit waren solche wichtigen Informationen von staatlichen Organisationen oft nur über einzelne Pressemitteilungen oder auf schwer zugänglichen Webseiten verfügbar. Unser Content-Hub schuf hier einen echten Mehrwert für betroffene Personen mit wissenschaftlichen Ergebnissen.

Die Zeit bis zur Veröffentlichung der Informationen wurde bewusst so kurz wie möglich gehalten, da Menschen aufgrund fehlender oder falscher Informationen potenziell ihr Leben verlieren konnten. Für den Hub war es entscheidend, dass die Nutzerführung intuitiv war und Informationen schnell gefunden wurden.

Die einzelnen Inhalte waren kurz und prägnant und enthielten die aktuellsten Informationen mit direkten Links zu den neuesten Forschungsergebnissen und Anweisungen für die Verwendung der Geräte sowie Fehlerbehebung. Die SEO-Priorität lag in dieser Phase auf der Sicherstellung der möglichst schnellen Indexierung der neusten Inhalte, da vor allem zu Beginn der Pandemie die Inhalte laufend ergänzt und aktualisiert wurden.

Innerhalb kürzester Zeit war der Content-Hub auf Google auffindbar und wurde auch über Google Discover an relevante Personen ausgespielt. Ich selbst konnte dieses Geschehen über die Google Search Console live verfolgen.

Aus den Google Search Console Daten erfuhren wir, zu welchen Suchanfragen der Content-Hub angezeigt wurde und erhielten Einblicke in die Corona-Situation, die nur uns zur Verfügung standen. Wir sahen auf einmal die Anzahl der Klicks und Impressionen der Nutzer weltweit, die nach Hilfe und Rat suchten, oft noch bevor die offiziellen Zahlen zu Corona-Fällen einzelner Länder veröffentlicht wurden. Diese einzigartigen Daten standen nur uns zur Verfügung, weil Google diese über den Google Ads Keyword Planner nicht zur Verfügung stellte.

Wir analysierten die verschiedenen Suchanfragen, clusterten diese und planten daraus eine optimierte Informationsarchitektur für den Content-Hub inklusive der entsprechenden Inhalte. Die am häufigsten gesuchten Inhalte platzierten wir ganz oben auf der Hub-Seite, gefolgt von den restlichen Informationen. Fehlende Inhalte konnten wir schnell identifizieren und ergänzen, basierend auf den Suchanfragen der Nutzer.

Eine der erstellten Infografik für Mütter mit allen Antworten zum Thema Stillen und Abpumpen während Corona.

Positiver Impact für alle Beteiligten

Exploratives SEO hat uns in diesem Fall bereits innert weniger Tagen geholfen zu verstehen, was die Nutzer am häufigsten wissen wollten, womit wir unsere Content-Strategie neu ausrichten, bestehenden Content optimieren und ergänzende Inhalte erstellen konnten.

Am Ende der Corona-Pandemie hatte unser COVID-19 Content-Hub mehrere hunderttausend Besucher angezogen und unkompliziert weitergeholfen. Weltweit wurde der Unternehmensnamen millionenfach in den Google Suchergebnissen angezeigt neben hilfreichen Tipps für ihre Zielgruppe, wovon die Bekanntheit des Unternehmens profitiert hat und die Position als vertrauenswürdiger Ansprechpartner gestärkt wurde.

Als SEO-Consultant war ich stolz, dass ich so einen kleinen Beitrag leisten konnte, dass die richtigen Informationen an die Personen gelangen, die diese am dringendsten benötigten.

Auszug aus Google Trends zum Interesse am Unternehmen während der Corona-Pandemie

Nutzen von Explorativem SEO

Exploratives SEO nicht nur interessant für unvorhersehbare Events wie die Pandemie, sondern auch für Produkte, Services oder Nischenthemen, wo herkömmliche Keyword-Research Tools keine oder mit hoher Sicherheit falsche Daten liefern.

Diese Art der Markt-/Nachfrageanalyse im Zielmarkt liefert auch wertvolle Daten für Experten ausserhalb von SEO. Für Branding-Experten kann dies interessant sein, bei der Ausarbeitung von USP sowie Value Proposition für neue Marken.

Um Daten der gewünschten Kundengruppe zu gewinnen, gilt es im ersten Schritt aus vorhandenen Daten, relevante Inhalte zu schaffen. Die erste Publikation auf der Webseite hat zwar keine SEO-Daten als Grundlage, soll aber dennoch so gut wie möglich die gewünschte Kundengruppe ansprechen. Natürlich gibt es keine Erfolgsgarantie für dieses Vorgehen. Nur eines ist sicher: Je früher ein Inhalt veröffentlicht ist, desto schneller gibt es eigene SEO-Daten für eine datengetriebene, erfolgreiche Content-Strategie.

Mein Tipp: Weniger ist mehr. Es benötigt nicht immer Long-Form Content mit 1000 Wörtern, auch ein kurzer, auf den Punkt gebrachten Beitrag liefert bereits erste SEO-Daten für die SEO-Optimierung.

Bist du bereit für exploratives SEO?

Wenn du anstehst bei der Planung deiner Inhalte, oder eine zweite Meinung haben möchtest zur Interpretation deiner eigenen Daten, kontaktiere gerne Piz Digital für ein unverbindliches Gespräch.

Thomas Hürlimann - Geschäftsführer von Piz Digital
Thomas Hürlimann
Thomas ist Gründer und Geschäftsführer von Piz Digital. Mit Expertise und langjähriger Erfahrung entwickelt er für Unternehmen massgeschneiderte SEO-Strategien und führt diese zum Gipfel der organischen Sichtbarkeit.
Piz Academy
Weitere interessante Beiträge
KI Suchmaschine Google
SEO
Thomas Hürlimann
KI-Suchma­schinen: Das neue «Googlen»?

Suchmaschinen wie Google sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Google durchforstet das Internet, bewertet Inhalte und beantwortet unsere Fragen. Doch bei komplexeren Suchanfragen, nimmt die Qualität der Suchresultate ab. Sind KI-Suchmaschinen die Lösung?

Mehr erfahren »